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Der Krieg forderte viele Opfer und acht Kameraden kehrten 1918 nicht zurück; sie fielen für ihr Vaterland.Die geschwächte Wehr wurde wieder neu aufgebaut. Johannes Lühr löste Adolf Riege als Kommandeur ab und führte die Truppe wieder zu ihrer alten Stärke zurück. Bis 1920 stellte sich heraus, dass besonders Einsatzbereitschaft und Einsatzfreude zu den Stärken der Wehr zählte. Dann am 2. November 1920 kam die erste große Bewährungsprobe. Fünfzehn Häuser gingen bei einem Großbrand am Zollenspieker in Flammen auf. Die Löscharbeiten erwiesen sich zu dieser Jahreszeit jedoch als sehr schwierig, da schon alle offenen Wasserstellen zugefroren waren. Trotz der unermüdlichen Arbeit bei 10°C unter Null, konnten die Häuser nicht gerettet werden. Auch die Hohendeicher Feuerwehr wurde stark gefordert und Überlieferungen zufolge, konnte nur ein Rum-Tee-Gemisch die Männer vor dem Erfrieren retten.

1921 hielt dann die Technik Einzug, sodass von der Gemeinde eine Dampfspritze in Dienst genommen werden konnte. Die Spritze, auch „Treue Engländerin“ genannt, wurde immer im zeitlichen Wechsel im Ortsteil Hohendeich und im Ortsteil Neudorf stationiert. Die Einsätze mit diesem Gerät erwiesen sich jedes Mal als sehr spannend, da es immer darauf ankam, schnell Dampf zu erzeugen, sodass die unmöglichsten Kombinationen an Heizmaterial entstanden. Die Ära Dampfmaschine dauerte vier Jahre. 1925 wurde die FF Hohendeich mit einer modernen Motorspritze ausgerüstet, die mit 24 PS und einer Hochleistungspumpe 12/7 einen erheblichen technischen Fortschritt darstellte. Die ersten Maschinisten wurden Ernst Meyer und der Bäckermeister Heinrich Kaul, nachdem sie einen entsprechenden Lehrgang bei der Berufsfeuerwehr absolviert hatten. Die Bereifung der Motorspritze bestand aus Hartgummirädern und war einachsig. In den ersten Jahren wurde sie mit einer Protze gefahren, bis sie dann als Anhängerspritze an einem LKW genutzt wurde. Mit dieser Spritze wurden Glanzleistungen vollbracht, wie die damalige Presse sich über die Hohendeicher Wehr äußerte.

Der damalige Hohendeicher Hafen (Ortkaten) beheimatete drei Motorschiffe, die im genossenschaftlichen Eigentum der Hohendeicher Gemüsebauern standen. Sie wurden zum Transport der Gemüseerzeugnisse zum Hamburger Großmarkt genutzt. 1929 wurde eines dieser Motorschiffe mit Hilfe der Motorspritze von den damaligen Kameraden zu einem Löschboot umfunktioniert, als nämlich ein vollbeladener Oberländer Kahn auf der Oberelbe havarierte und zu sinken drohte. Die Hohendeicher Feuerwehrleute rückten also aus und konnten auf Grund des „Löschbootes“ Pumpenhilfe leisten, sodass der Kahn vor dem Versinken bewahrt und die wertvolle Ladung umgestaut werden konnte.

Noch in demselben Jahr, am 7. September, wurde die Motorspritze auf gleiche Weise eingesetzt. In der Gemeinde Over (Niedersachsen) war ein Großfeuer ausgebrochen. Beim Anlegen am Ponton bei Gastwirt „Schween“ waren bereits die B-Schläuche gekuppelt und Wasser bis zum Druckstutzen vor. Durch weiteres Ausbringen von zusätzlichen Schläuchen war das Wasser auch schnell an der Brandstelle. Die FF-Hohendeich war die erste Wehr vor Ort, das Feuer wurde lokalisiert und abgeriegelt, brennende Häuser gelöscht. Schon nach kurzer Zeit waren 3 B- und 4 C-Rohre im Einsatz. Überlieferungen zufolge haben die Einwohner über diese Hilfeleistung vor Freude geweint. Später wurde die Hohendeicher Wehr noch von der Harburger Berufsfeuerwehr (damals noch zu Niedersachsen gehörig) und von der über die Seeve gesetzten Feuerwehr Rosenweide-Wahlenburg unterstützt.

Als Dank der Einwohner von Over, übergab der damalige Bürgermeister der Gemeinde, Herr Meier, eine Belohnung von RM 700,- an die Hohendeicher Wehr. (Von diesem Geld konnte für alle Kameraden ein neuer Rock beschafft werden.) Die Hohendeicher Feuerwehrmänner fühlten sich auf dem Wasser schon immer wie zu Hause. Nach dem Verkauf der Motorschiffe, deren Funktion weitgehend der LKW übernommen hatte, wurde bei einem Einsatz ein eiserner Kahn zum Löschboot umfunktioniert. Eine TS 8/8 (Tragkraftspritze 8/8) wurde als Antriebsmaschine verwendet. Die Saugleitung wurde nach vorn gelegt, während zwei kurze Zubringer mit B-Rohren als Antrieb und Steuerung dienten.

Aber was war eigentlich passiert? Ein Motorschiff war auf der Elbe leckgeschlagen und nahm eine Menge Wasser auf. Der Kahn wurde längsseits bugsiert, das Leck wurde abgedichtet und die Pumpe zum Lenzen mit an Bord des Schiffes genommen.